Der Verlauf der Regennässe auf einer Betonwand, Lippenstiftspuren an einem Sektglasrand, der verblasste Streifen eines roten Löschblattes, das oben aus einem Buch herausschaut: Solchen Unscheinbarkeiten, die jeder kennt, aber selten von außen gezeigt bekommt, ist das neue Programm des Hechinger Schriftstellers und Liedermachers Christof Stählin gewidmet. Das Thema dieses Gedankentheaters ist die Aufmerksamkeit auf das Nächstliegende, die den Betrachter befähigen könnte, über jeden Augenblick einen Roman zu schreiben.
Die Bühnenfigur, die sich dafür Zeit nimmt, ist ein einsamer Mann, der soeben in eine kleine Dachwohnung umgezogen ist. Während draußen alles immer schneller wird, entdeckt er die Milchstraße in seiner Kaffeetasse und schließt daraus, daß im Weltall auch nichts anderes los ist als sonst überall auch.
„Ich hab nicht vor, jemand eins draufzugeben, ich weiß doch gar nicht, ob der das auch will!“, heißt es in einem der philosophischen Lieder, von denen die Szenen und Monologe unterbrochen werden. Das bedeutet für Christof Stählin und dieses Programm den Abschied von Satire, Zynismus und Sarkasmus, wie sie zum Kabarett gehören. Dessen Spitzen und Schärfen sind durch lauter bunte Bilder aus dem geheimen Arsenal des Gegenwartsbewußtseins von jedermann ersetzt, wobei allerdings hinter einer Nichtigkeit das Universum und im Trivialen das Erhabene zum Vorschein kommen kann. Das ist zum Lachen, aber „Ernst muß sein!“
So ist der Humor.
Über das Stück
19. Nov 2010 – 19. Nov 2010