Das ist mal was für Feinschmecker! Bei dieser „Weinprobe für Anfänger“ kommen nicht nur diese auf ihre Kosten, auch gestandene Weinkenner erwartet der volle Genuss! Das Stück hat ein köstliches Bukett, genau die richtige Temperatur und einen vollmundigen Abgang, mit einem Wort: Zwei Stunden reinstes Wohlfühlprogramm. Leon Reichert hat diese hinreißende französische Komödie von Ivan Calbérac mit viel Gespür für die Balance zwischen pointierter Komik und leisen Tönen für ein brillant spielendes Ensemble inszeniert.Simon Böer ist der knurriger, kauzige Weinhändler Jacques, der zu seinen Weinen ein innigeres Verhältnis hat als zu den Menschen. Das ändert sich peu á peu, als er die charmante Hortense kennenlernt und unter der rauen Schale sein weicher, verletzlicher Kern zum Vorschein kommt. Böer spielt das mit schönen Zwischentönen und trockenem Humor sehr liebenswert.
Bei Tina Seydel als Hortense stimmen alle Stimmungsnuancen und so bringt sie nicht nur das Herz von Jacques sondern auch die Zuschauer zum Schmelzen.
Einen erfrischenden, quirligen Gegenpol bringt Philipp Joerres ins Spiel: Cool, frech und mit dem Herzen auf dem rechten Fleck erobert er das Publikum im Sturm, wenn er als kleiner Ganove zum Weinhandel-Praktikanten avanciert und sich dabei nicht nur als Weinkenner sondern auch raffinierter Amor entpuppt.
René Toussaint als väterlicher, wohltemperierter Dr. Milmont und Steffen Laube als launig-süffisanter Buchhändler Guillaume vervollständigen dieses absolut kongeniale Ensemble.

Man ist berührt, amüsiert, erstaunt, gespannt und kann oft herzhaft lachen. Dadurch vergeht die Zeit wie im Flug und zum Schluss möchte man am liebsten weiterschauen: Einfach wunderbar!

© 12.12.2024 C.R.